Internet - Aktuelles, Februar 1998
- Viele private Internet Zugangsdienste ("Provider") haben
sich schon seit längerer Zeit zu sogenannten Peerings zusammengeschlossen.
Beim Peering läßt ein Netzbetreiber Daten des jeweils anderen
kostengünstig passieren, wenn auch jener desgleichen tut. Einsatzmöglichkeiten
bieten sich besonders im Bereich von Städten, wenn Nutzerdaten dadurch
die Stadtgrenze nicht verlassen müssen (Geschwindigkeits- und Kostenvorteile).
Zur Organisiation des Datenverkehrs werden üblicherweise Austauschpunkte
geschaffen und von den Peeringpartnern unterhalten. Für den deutschen
Inlandsbereich existieren nationale Austauschpunkte in Frankfurt a.M. (DE-CIX)
und München (INXS). Auch die Deutsche Telekom (T-online) ist beteiligt.
Der DFN-Verein als Betreiber des Deutschen Wissenschaftsnetzes (WiN) hat
sich Peerings der kommerziellen Unternehmen bislang nicht angeschlossen
(offenbar aus Satzungsgründen). Über das WiN sind vor allem Universitäten
und verwandte Einrichtungen vernetzt.
Die privaten Internet-Zugangsdienste transportieren jedoch mittlerweile
viele vom Wissenschaftsnetz aus angeforderte (kommerzielle) Daten dorthin;
mehr wohl als umgekehrt. Wobei der DFN für die Öffnung seines
Netzes zu einzelnen Providern von diesen relativ hohe Gebühren nimmt.
Da der DFN obendrein staatlich subventioniert wird, war der Ärger
vorprogrammiert. Die deutschen Provider wollen das WiN daher nicht länger
beliefern (Stichtag 31.12.97). Es bleibt abzuwarten, ob sich der DFN dadurch
der Forderung nach einer gemeinsamen Peeringstelle beugen wird.
- Die bekannte Verschlüsselungssoftware PGP von Phil Zimmermann
soll zum Internet-Standard erklärt werden. Eine Arbeitsgruppe der
IETF (Internet Engeneering Task Force) wird demnächst darüber
entscheiden.
- Bei der IANA (Internet Assigned Numbers Authority, welche u.a. im Auftrag
der US-amrikanischen National Science Foundation - NSF - handelt) wird
über die Zukunft der Adreßverwaltung im Internet beraten (Domain
System). Bislang waren hierfür einige wenige US-amerkanische wissenschaftsnahe
Organisationen "erstzuständig" (u.a. NSF, IANA, InterNIC).
Die Adreßverwaltung soll in Zukunft von weltweit verteilten, nationalen
und internationalen Organisationen betreut werden. Damit möchte man
insbesondere eine neutrale Vergabepraxis für Domainnamen erreichen.
Die beschlossenen zusätzlichen Top-Level-Domains bieten hierfür
den geeigneten Anlaß.
http://www.gtld-mou.org/
- Viele wissen von den Anfangszeiten des Internet vom Hörensagen
oder aus zusätzlicher Lektüre - richtige Kenntnis will sich aber
nur selten einstellen. Jetzt gibt es ein Buch zur Geschichte des Internet:
"ARPA Kadabra" erscheint im dpunkt-Verlag (Katie Hafner, Metthew
Lyon, DM 49,-).
- Die weitere Geschichte des Internet wird möglicherweise ein Stück
Firmengeschichte: Durch die Fusion der US-amerkanischen Telekommunikationsriesen
MCI und WorldCom kontrolliert der Konzern nun mehr als 50% des Internet-Datenverkehrs.
Mit im Paket waren die Datenleitungen von CompuServe und AOL. MCI Worldcom
ist der bislang größte amerikanische Unternehmenszusammenschluß.
WorldCom zahlte 37 Milliarden Dollar für MCI (Süddeutsche Zeitung).